Phasen der Unternehmens-nachfolge

Die Nachfolgeplanung erfüllt die Kriterien, um als Projekt bezeichnet zu werden – es ist ein einmaliges, zeitlich befristetes Vorhaben, im Rahmen dessen mit begrenzten Ressourcen das Ziel der Nachfolgeregelung erreicht werden soll. Beachten Sie, dass für den gesamten Nachfolgeprozess zeitliche Ressourcen von circa 300 Stunden benötigt werden – das Projekt Nachfolge lässt sich also nicht ohne Probleme in den Alltag von in der Regel stark operativ eingebundenen KMU-Unternehmern und KMU-Unternehmerinnen integrieren. So ist es ratsam, wenn Sie dafür eine Projektleitung einsetzen, die über das notwendige Fachwissen, Projektmanagement-Fähigkeiten und die zeitlichen Ressourcen verfügt. Dies kann eine externe Projektbegleitung oder auch eine fähige Person aus dem Betrieb oder dem persönlichen Umfeld des Unternehmers oder der Unternehmerin sein. Die Nachfolgeregelung lässt sich in der prozeduralen Sicht grob in drei Phasen unterteilen, die es zu leiten gilt:

Phase 1: Entwicklungsprozess vor der Übergabe
Die vorbereitende Phase ist die wichtigste Phase im Nachfolgeprozess. In dieser ersten Phase finden Teilschritte statt, die für den Erfolg des Nachfolgeprozesses, aber auch für den Loslöse-Prozess des Unternehmers oder der Unternehmerin zentral sind. Empfehlenswert ist eine erste Auslegeordnung rund 10 bis 15 Jahre vor dem angedachten Übergabezeitpunkt, um die vorhandenen Nachfolgeoptionen zu eruieren und die persönlichen Ziele festzulegen. Mit den effektiven Tätigkeiten im Nachfolgeprozess sollten Sie spätestens 2 Jahre vor der Übergabe beginnen:

  • Definieren des Übertragungsobjekts und Bewerten des Unternehmenswerts
  • Optimieren der Nachfolgefähigkeit des Unternehmens
  • Planen des Kommunikationskonzeptes
  • Erstellen eines groben Anforderungsprofils an den Nachfolger oder die Nachfolgerin
  • Prüfen der Nachfolgeoptionen und Suche nach der richtigen Person
  • Ansprechen der Person und Abgleichen der Wertvorstellungen
  • Aufbauen, Befähigen und Binden der potenziellen Nachfolge
  • Überprüfen des Unternehmenswerts, Verhandeln des Kaufpreises und Klären der Finanzierung

Phase 2: Transaktionsprozess der Übergabe
Nachdem in der Vorbereitung bereits alle relevanten Parameter bestimmt worden sind, erfolgt die Übergabe in Phase 2. Die Transaktion kann Zug um Zug oder über eine Zeitdauer von mehreren Monaten vollzogen werden, wenn Sie beispielsweise das Geschäftsjahr noch abschliessen möchten. Tätigkeiten im Rahmen der Transaktion sind:

  • Ausarbeiten und Unterzeichnen der Verträge
  • Bezahlen des Kaufpreises
  • Kommunizieren des Unternehmensübertrags
  • Übergeben der Kundenbeziehungen

Phase 3: Entwicklungsprozess nach der Übergabe
Die dritte Phase gestaltet sich sehr individuell und wird insbesondere dadurch bestimmt, welche Rolle Sie nach der Übergabe noch einnehmen möchten. Streben Sie einen vollständigen Austritt an oder möchten Sie auch weiterhin noch im Betrieb tätig sein? Dies wirkt sich auch auf das emotional schwierige Loslassen des Vorgängers oder der Vorgängerin aus. Ein klarer Zeithorizont lässt sich für die folgenden Teilschritte deshalb nicht definieren:

  • Integrieren der Nachfolgerin oder des Nachfolgers als neue Unternehmensführung
  • Managen des Change-Prozesses im Unternehmen
  • Klären und Vollziehen des Rollenwechsels
  • Loslassen
  • Austritt der Vorgängerin oder des Vorgängers aus dem Unternehmen
  • Unterstützen der Nachfolgerin oder des Nachfolgers durch die Vorgängerin oder den Vorgänger 

Geraldine Pellet
Betriebsökonomin FH, Master of Science FHO in Business Administration